Solidarität ist alles, was uns bleibt (Buchhinweis)
Griechenland befindet sich derzeit in einer erschreckenden ökonomischen, politischen und sozialen Situation. Unternehmensschließungen, Entlassungen, Lohnkürzungen, Privatisierungen, die Streichung öffentlicher Leistungen und unzählige Steuererhöhungen sind nur einige der vielen Elemente von Krise und Austeritätspolitik, mit denen die GriechInnen tagtäglich zu kämpfen habe. Die Folgen dieser Politik wurden bereits beschrieben: Arbeitslosigkeit, Armut, gesellschaftliche Desintegration und verstärkter Zulauf zu rechtsextremen Ideologien sind nur einige der Folgen.
All diese Entwicklungen und Ereignisse versetzen solidarische BeobachterInnen in Sorge, erregen Mitgefühl und oft auch Wut. Zwei Dinge machen jedoch noch Mut: der große Widerstand der sozialen Bewegungen gegen die destruktive Krisenpolitik und das Wachstum der Solidarischen Ökonomie.
Griechenland erlebt in dieser furchtbaren Krisensituation gerade das Aufleben einer neuen Bewegung Solidarischer Ökonomie. Quer durchs Land entstehen fast täglich neue Tauschkreise, Gemeinschaftsgärten, Alternativwährungen, kooperative Läden, soziale Zentren, Umsonstläden, selbstverwaltete Cafés und viele andere Arten von Projekten. Ich habe vor Beginn der Arbeit am Buch gehofft, in Griechenland spannende Projekte kennenzulernen – wie inspirierend viele Initiativen und AkteurInnen sind, hat jedoch selbst mich überrascht. Die Solidarische Ökonomie Griechenlands ist in vieler Hinsicht besonders, ihre Eigenschaften, Formen, Dynamiken und Potenziale sind beindruckend. Einige Aspekte treten jedoch als bemerkenswert hervor. Nicht nur ist das Feld der Solidarischen Ökonomie bunt und vielfältig, dies trifft auch auf die einzelnen Projekte zu. In fast allen von mir besuchten Initiativen finden nicht nur eine oder zwei Aktivitäten statt, sondern viele verschiedene. So wird im Gemeinschaftsgarten nicht nur Gemüse angepflanzt, sondern die Mitglieder versuchen mit ihrer Tätigkeit auch, Menschen in Not zu unterstützen.
Daneben betreiben sie Informationsarbeit zur biologischen Landwirtschaft und Selbstversorgung und setzen sich für den Erhalt und Ausbau öffentlicher Räume ein. Ein anderes Projekt beginnt wiederum als Alternativwährung, eröffnet ein Gemeinschaftszentrum mit Tauschbasar, macht Öffentlichkeitsarbeit und plant den selbstorganisierten Anbau von Obst und Gemüse. Die verschiedenen Projekte entstehen oft aus einer konkreten Idee, reagieren auf die Wünsche des Umfelds, wandeln sich aber rasch und erweitern ihre Tätigkeitsbereiche.