Schlag ins Gesicht der engagierten Kunden und Beschäftigten des Ökotextilunternehmens

Attac Deutschland und die Kampagne "Betriebe in Belegschaftshand" kritisieren die Ankündigung der Hess-Natur-Verkäufer KQMT und PSG, den Ökotextilversand Hess-Natur an den Schweizer Private-Equity-Fonds Capvis zu veräußern. Seit der Insolvenz der Karstadt Warenhaus AG ist der Karstadt-Quelle-Mitarbeiter-Trust (KQMT) Eigentümer von Hess-Natur. An den Verkaufsverhandlungen ist auch die mit ihm verbundene Primondo Speciality Group (PSG) beteiligt.
Die Verkäufer von Hess-Natur haben offenbar nichts gelernt. Der Verkauf an einen reinen Finanzinvestor ist inakzeptabel und steht in Widerspruch zu dem sozialen und ökologischen Unternehmensmodell von Hess-Natur. PSG und KQMT verspielen die Chance, den Ökotextilversender mit der Genossenschaft hnGeno zu einem Beispiel demokratischer Unternehmensgestaltung werden zu lassen. Das werden die Kunden und Mitarbeiter von Hess-Natur nicht mittragen.
Proteste von Attac-Aktiven und der Hess-Natur-Belegschaft sowie Boykottandrohungen von mehr als 10.000 Kundinnen und Kunden hatten bereits im Winter 2010/2011 verhindert, dass Hess-Natur von dem Private Equity Fonds und Rüstungskonzern Carlyle übernommen wurde. Im Frühjahr gründeten Attac-Aktive, Hess-Natur-Beschäftigte und mehr als 2000 Kunden die Genossenschaft hnGeno, um Hess-Natur selbst zu übernehmen.
PSG und KQMT haben eine Übernahme durch die hnGeno immer wieder vorsätzlich ausgebremst. Trotzdem ist es noch nicht zu spät, der Verkauf an Capvis ist noch nicht notariell abgeschlossen. Wir fordern die PSG und KQMT auf, sich endlich ernsthaft mit dem Kaufangebot der hnGeno zu befassen und ihr den Zuschlag zu geben.
PSG und KQMT setzten im vergangenen Jahr den Verkaufsprozess aus, nachdem die hnGeno als einziger Kaufinteressent übrig geblieben war. Ende Mai dieses Jahres kündigte die hnGeno an, eine neue Kauf-Offerte vorzulegen und verständigte sich mit dem KQMT-Vorstand über den Zeitplan und die Finanzierung für den Einstieg der Genossenschaft. Ohne Vorwarnung folgte wenige Tage später die Information, dass Capvis ein Angebot abgegeben habe, 48 Stunden danach ging die PSG an die Öffentlichkeit: Der Verkauf an den Private-Equity-Fonds sei beschlossen.
Capvis existiert seit 1990. Der Private-Equity-Fonds hat seitdem 25 Unternehmen gekauft und wieder abgestoßen. Derzei sind elf Unternehmen im Portfolio, keine der Beteiligungen ist älter als sieben Jahre. Ein Verkauf an Capvis würde bedeuten, dass Hess-Natur jederzeit weiter verkauft werden kann – auch an Rüstungs-Profiteure wie Carlyle. Die mehrheitliche Übernahme durch die Genossenschaft würde dagegen garantieren, dass dieses Spiel für die Zukunft ausgeschlossen ist.
Die Kampagnengruppe Betriebe in Belegschaftshand fordert zudem bessere Rahmenbedingungen und die finanzielle Förderung für Betriebsfortführungen durch Belegschaften, wie sie etwa in Italien durch das so genannte Marcora-Gesetz geregelt werden.

http://www.hngeno.de/